DER
KRIEG VON HARMAGEDON
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Vorwort des Verfassers Die erste Auflage dieses Bandes wurde im Jahre 1897
veröffentlicht. Das Werk bezieht sich auf die
Schlußepoche des Evangelium-Zeitalters, das
Übereinandergreifen der einen Zeitordnung in die andere
eine Zeitperiode, welche der Welt wunderbare
Segnungen bringt, die jedoch wegen des Unvorbereitetseins
der Herzen mehr und mehr Ursachen zu Reibereien, zu
Unzufriedenheiten und zu Verdruß werden. Wenn die
Segnungen der letzten dreiundvierzig Jahre weiterhin im
selben Verhältnis zunehmen würden, wie in der
Jetztzeit, so würde die Unzufriedenheit der Menschen im
gleichen Maße wachsen, und die Absicht Gottes, das
messianische Friedensreich mit den für die Menschheit
damit verbundenen Segnungen aufzurichten, würde
gänzlich vereitelt werden. Aus diesem Grunde läßt Gott das Dämmern des
Millenniums allmählich über die Welt kommen. So wie die
Menschen von der Betäubung der Vergangenheit erwachen,
blicken sie doch nicht auf den Herrn, und schätzen sie
seine Gnade, die er ihnen durch Segnungen in der
gegenwärtigen und der vergangenen Zeit erwiesen hat,
nicht wert. Wir haben veranschlagt, daß die letzten
dreiundvierzig Jahre der Menschheit tausendmal soviel
Wohlstand gebracht haben, als die sechstausend Jahre, die
ihnen vorausgingen, es getan haben. Die verbesserten
Verhältnisse, in welchen sich das ganze in zivilisierten
Ländern wohnende Menschengeschlecht jetzt befindet, die
Kürzung der Arbeitszeit, sind durch größere
Erkenntnisse und durch ständig wachsende Unzufriedenheit
bewirkt worden. Das steht in Harmonie mit dem, was der
Herr in bezug auf diese Zeit sagt. Indem er die
gegenwärtige Zeit durch die Prophezeiung Daniels
beschreibt, sagt er: Die Verständigen werden es
verstehen, und es wird eine Zeit großer Drangsal sein,
dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation
besteht. Daniel 12:4,10 Mit anderen Worten, die Vermehrung der Erkenntnis ist
verantwortlich für die Vermehrung der Unzufriedenheit
und des Neides, welche Harmagedon, oder den Tag der Rache
Gottes, über die ganze Welt bringen. In dem
gegenwärtigen großen Kriege sehen wir, daß die großen
Nationen besorgt gewesen sind wegen des Gedeihens der
anderen. Obgleich sie alle fabelhaft reich geworden sind,
sind sie doch alle unzufriedener denn jemals, und
besorgter, daß sich etwas ereignen könnte, was ihre
Bereicherung beeinträchtigen und die Ströme des
Reichtums in die Tore des Mitbewerbers lenken würde. Der
Neid, den sie aufeinander hegten, hatte den Krieg zur
notwendigen Folge, und der gegenwärtige Krieg wurde als
die günstigste Gelegenheit erwählt, ehe der Schwächere
zu stark werden würde. Derselbe Geist offenbart sich
überall, Undankbarkeit für Gegenwärtiges und
Vergangenes, Besorgtsein für das Zukünftige und eine
Selbstsucht, die die goldene Regel wenig beachtet. Der
Streit zwischen Kapital und Arbeit geht nach dieser
Richtung hin, und wir sollten erwarten, daß sich dies
bald vom Schlimmen zum Schlimmsten entwickeln wird. Die Schulden der kriegführenden Staaten werden
amtlich mit zweihundertundzwanzig Milliarden Mark
eingesetzt, eine Summe, welche natürlich niemals in Gold
bezahlt werden kann, und jedermann weiß, daß es nicht
genug Gold gibt, um auch nur die Zinsen der Schulden zu
zahlen. Das bedeutet Bankrott, sobald der Krieg zu Ende
gehen und die Aufnahme neuer Anleihen nicht mehr für das
Bezahlen der Zinsen anderer Anleihen sorgen wird. So
fallen die Nationen in den Abgrund des Bankrotts, aber es
geht ihnen so, wie einem fallenden Menschen, sie
empfinden das nicht als so schlimm, bis das Fallen in
einer demoralisierenden Erschütterung endigt.
Augenscheinlich wird der Krieg nicht dadurch beendigt
werden, daß man aufhöre zu schießen, sondern durch
Mangel an Nahrung und durch finanzielle Schwächung. Der
Verfasser ist der Ansicht, daß letzteres der Fall sein
wird. Die politischen und finanziellen Fürsten mit ihren
Räten sind in großer Ratlosigkeit in bezug auf das, was
sie nach Beendiigung des Krieges tun sollen, um eine
weltweite Revolution der Unzufriedenen zu verhindern.
Zwanzig Millionen Menschen, die jetzt unter den Waffen
stehen, werden der Beschäftigung bedürfen. Nimm an,
daß ein Viertel im Heeresdienst zurückbehalten wird,
was wird dann mit den übrigen drei Vierteln geschehen?
Das ist eine Frage, die viele der weltlich Weisen in
Verlegenheit setzt. Die Welt wird ohne diese Männer
fertig, und dabei fertigt sie noch eine Menge von
Militärsachen und Munition an. Augenscheinlich könnte
sie ganz ohne diese zwanzig Millionen fertig werden.
Daran gewöhnt, was Menschenleben anbetrifft, nicht sehr
sorgsam zu sein, werden sie in jedem Lande ein Schrecken
sein. Die Briten treffen Vorbereitung, um den Überfluß
ihrer Männer zu bewegen, in Canada und Australien Farmer
zu werden. Andere Staaten schlagen zweifellos einen
ähnlichen, in ihrer Macht stehenden Weg ein. Alle
erkennen aber, daß sie alle Hände voll zu tun haben
werden, um sich als Herr der Lage zu erweisen. Die Bibel weist darauf hin, daß das nominelle
Kirchensystem in Verbindung mit den Zivilbehörden der
Welt wieder zu einer hervorragenden Stellung gelangen
wird. Alle Königreiche, die finanziell geschwächt sind,
werden erkennen, wie notwendig es sein wird, eine
Herrschaft über die Öffentlichkeit auszuüben, und
alles zu verhindern, was dem Sozialismus und der Anarchie
ähneln würde. Natürlich werden sie nach den großen
religiösen Systemen, Kirchen genannt, um Unterstützung
ausschauen, um die Menschheit mit einer zukünftigen Qual
zu schrecken, und um im allgemeinen das Staatsschiff vor
dem Umschlagen zu bewahren. Die Kirchen werden
desgleichen über eine solche Gelegenheit erfreut sein,
und sie werden bereit sein, sie wahrzunehmen. Schon
rollen sie zusammen wie ein Buch, Katholizismus auf der
einen und Protestantismus auf der anderen Seite, einander
entgegengesetzt, und dennoch verbunden, die beiden Seiten
vereint und verbündet nach bestem Vermögen. Die Bibel erklärt jedoch, daß diese Regierung als
Königin nur kurze Zeit währen und daß der
Fall Babylons ein schwerer sein wird. Während der
Regierungszeit dieser sogenannten Königin wird die
Darlegung der Wahrheit sehr gehindert sein, und
diejenigen, die als Gott und ihrem Grundsatz treu
erfunden werden, werden zweifellos deshalb zu leiden
haben. Zur Zeit des Falles Babylons werden die Mächtigen
dieser Erde, die finanziellen und die politischen
Könige, abseits stehen, indem sie sich von einer zu
engen Vereinigung fern halten werden, obgleich sie den
Sturz Babylons sehr beklagen werden, indem sie wissen,
daß derselbe ihnen ihren eigenen vorherverkündigt. Kurz
danach wird der völlige Umsturz der gegenwärtigen
heidnischen Regierungen erfolgen, der in der Bibel
symbolisch als das große Feuer dargesellt wird, welches
die ganze Erde, - alle Einrichtungen, die religiösen,
sozialen, politischen und finanziellen - verzehren wird. In Anbetracht dessen, daß dieser Band vor zwanzig
Jahren geschrieben worden ist, braucht niemand darüber
überrascht zu sein, daß er findet, daß einige der
Ausagen desselben, obgleich sie sehr aufsehenerregend
sind, jetzt hinter der vollen Wahrheit zurückbleiben.
Die Reichtümer der Welt zum Beispiel, sind während
dieser zwanzig Jahre sehr vergrößert worden. Die
Vereinigungen des Kapitals haben in der Kapitalisierung,
an Macht und Einfluß zugenommen. Es wird geschätzt,
daß das Kapital der Vereinigten Staaten während der
letzten vier Jahre am jährlich zehn Milliarden Dollar
vergrößert worden ist. In diesem Bande wurde darauf hingewiesen, daß die
Trusts, obgleich sie zur Zeit des Schreibens dieses
Werkes eher segensreich als schädlich waren,
schließlich eine Drohung, eine Gefahr für das Volk und
dessen Interessen bilden würden, da diese Riesen in
Habsucht geboren und aus Eigennützigkeit aufgebaut sind.
Wir haben diese Zeit erreicht, und viele erkennen, daß
die Gefahr über uns gekommen ist. Wohl mag nicht Böses
getan werden, solange die Maschinerie gut geht und unter
Aufsicht arbeitet, wenn aber der Augenblick kommen wird,
da die Interessen der Unternehmer und Kapitalisten im
Gegensatz stehen werden zu denen ihrer Angestellten und
des Publikums, dann gib acht! Erinnere dich des
inspirierten Wortes: Eine Zeit der Drangsal,
dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation
besteht. Wir freuen uns dessen, daß die Verlegenheit, die
äußerste Not des Menschen in dieser Zeit der Drangsal,
Gottes Gelegenheit sein wird! Er wartet, um Gnade zu
erweisen. Er will während eines Zeitraums von tausend
Jahren die Segnungen des Millenniums-Königreidies über
die Menschheit ausgießen, damit dieselbe aus den
Zuständen der Sünde und des Todes zur Ebenbildlichkeit
Gottes aufgerichtet werde. Er weiß im voraus, daß die
Menschen Lektionen empfangen müssen. Er hat dies schon
denen, die Augen haben zu sehen, gezeigt, indem er eine
Zeitperiode von mehr denn vierzig Jahren des Dämmerns
hereinbrechen ließ, welches jedoch, anstatt der Welt
Segen und Glück zu bringen, mehr und mehr
Unzufriedenheit gebracht hat. Der Herr läßt jetzt die
Menschheit ihre eigenen Wege gehen und ihre eigenen
Pläne und Vorsätze ausführen. Er läßt jetzt zeigen,
wie nichtig ihre eigenen Pläne sind, und daß außer dem
göttlichen Eingreifen sie nichts vor dem gänzlichen
Zusammenbruch bewahrt. Freilich, er wird den
Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung zulassen, um
dann die Menschheit unter dem Messias neu zu
organisieren, denn er verheißt, daß sein Königreich
das Ersehnte aller Nationen sein wird.
Haggai 2:7 Euer Diener im Herrn CHARLES T. RUSSELL Brooklyn, N. Y., den l. Oktober 1916 |